Unterschiede zwischen Praktikanten und Werkstudenten

Unterschiede zwischen Praktikanten und Werkstudenten

Vom Wertschöpfungsbeitrag über den Imagefaktor bis hin zur Motivation bestehen vielfältige Unterschiede zwischen Werkstudenten und Praktikanten. Hinzu kommt der Mindestlohn – für Werkstudenten und teilweise auch für Praktikanten. Welche Faktoren sprechen für eine Werkstudenten, welche für Praktikanten?

Der Werkstudent als kompetente Teilzeitkraft

Insbesondere bei Personalengpässen, in Projekten oder bei zu geringer Planungssicherheit für neue Festeinstellungen, können studentische Aushilfen eine gute Lösung sein. Voraussetzung: Sie sind qualifiziert für die Aufgabe im Unternehmen. Studenten bringen oft schon Fähigkeiten und Kenntnisse mit, die denen der Young Professionals gleichen. Sie können also anspruchsvolle Aufgaben übernehmen.

Wo Studenten ihren Beitrag zur Wertschöpfung leisten, ist der angemessene Lohn eine Investition und keine Ausgabe. Da Werkstudenten üblicherweise längerfristig im Unternehmen bleiben, entfallen regelmäßige Einarbeitungskosten. Sie können tiefer in Abläufe und Projekte einsteigen und richtig mitarbeiten.

Unternehmen profitieren von frischem Uni-Wissen – gerade in dynamischen Berufsfeldern wie der IT leistet aktuelles Know How einen großen Wertbeitrag. Dies kann auch Sebastian Wente, diplomierter Wirtschaftsingenieur und Geschäftsführer beim Arztservice Wente GmbH in Darmstadt bestätigen: „Die Vielzahl und hohe Qualifikation der Mitarbeiter von univativ hat uns schon oft geholfen. Die Flexibilität, die wir dadurch erlangen, verschafft uns eine gute Position am Markt“, konstatiert Wente. „Bei unserer Arbeit entstehen starke Spitzen, entweder zum Quartalsende, durch umfangreiche Projekte oder durch Veränderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen – da leisten Werkstudenten mit dem richtigen Know How die entsprechende Auslastung.“ Zusätzlich können über diesen Weg gute Mitarbeiter rekrutiert werden. Die meisten Unternehmen liegen in der Bezahlung von Werkstudenten über dem Mindestlohn, weil sie die vielen Vorteile erkannt haben.

Der Praktikant: Schnuppern oder billige Arbeitskraft?

Das Praktikum leidet in vielen Branchen unter einem schlechten Ruf: Zu oft werden qualifizierte Studenten als billige Arbeitskraft ausgenutzt und Werkstudenten gleichgesetzt. Dabei unterscheidet sich das Praktikum gleich mehrfach von der Werkstudententätigkeit. Richtig umgesetzt, fördert ein spannendes Praktikum das Image als Arbeitgebermarke unter den Studenten, die später als Werkstudenten oder Young Professionals gewonnen werden können.

Die Idee des Praktikums ist es in erster Linie, einen Berufseinsteiger Praxisluft schnuppern zu lassen: Das Unternehmen soll den Studierenden die Branche und den Betrieb näher bringen. Ebenfalls sollen Arbeitsalltag, Abläufe und Kultur im Hause vermittelt werden. Im Vordergrund steht nicht die Arbeitskraft, sondern das Erlernen neuer Kenntnisse und Fähigkeiten.

Ein Unterschied zwischen Praktikant und Werkstudent: der Praktikant ist keine vollwertige Arbeitskraft. Setzt das Unternehmen den Praktikanten allerdings als eine solche ein, kann er ein entsprechendes Gehalt einfordern und sogar einklagen.

Die finanziellen Regelungen für Berufseinsteiger und Arbeitgeber im Kurzüberblick*

Studenten, die neben dem Studium oder in den Semesterferien arbeiten, haben Anspruch auf den Mindestlohn in Höhe von 9,50 Euro (bis 31.12.2016: 8,50 Euro). Für Praktikanten gibt es einige Besonderheiten zu beachten: Für freiwillige Betriebspraktika, die länger als drei Monate dauern, gilt seit 2015 die gesetzliche Lohnuntergrenze von 9,35 Euro pro Stunde (bis 31.12.2016: 8,50 Euro).

Werkstudenten sind zwar von der Sozialversicherungspflicht weitgehend freigestellt. Die Lohnsteuer muss der Arbeitgeber je nach Beschäftigungsform dennoch abziehen. Eine Alternative stellen für Arbeitgeber geringfügige Beschäftigung und kurzfristige Beschäftigung dar. Allerdings sollten Unternehmen bedenken, dass der Rentenversicherungsabzug eine Ausnahme in der Freistellung von Sozialversicherungsbeiträgen für Werkstudenten darstellt. Um in die Steuerpflicht zu geraten, müsste der Werkstudent mehr als 900 Euro im Monat verdienen. Ist das Arbeitsverhältnis eines Studenten von vornherein auf maximal zwei Monate bzw. 50 Arbeitstage befristet, dann ist der Student unabhängig von Arbeitsentgelt und Arbeitszeit sozialversicherungsfrei. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Student während des Semesters oder in den Ferien arbeitet.

*Quelle: Dirk Lauser, Rechtsanwalt bei WolffSaemannZündel

Kostenfaktoren Rekrutierung und Einarbeitung von Studenten

Praktikanten sind nur vorübergehend im Betrieb und daher fallen immer wieder neue Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten an. Aus Perspektive der Unternehmen variieren die Vorgehensweise und Gründe, Praktikanten einzustellen, von Betrieb zu Betrieb sehr stark. In vielen größeren Unternehmen werden Praktikanten von der HR-Abteilung nach Maßgabe der Geschäftsleitung eingestellt und auf die Abteilungen verteilt. Primär geht es dabei um Imageziele des Unternehmens. Diejenigen Unternehmen, die nur dieses Ziel vor Augen haben, verpassen allerdings, dass ein Praktikant zur Entlastung des Teams beitragen kann.

fUnternehmen können also mit dem Einsatz von Praktikanten die Unterforderung von Vollzeitkräften verhindern. Dies verlangt eine gute Team- und Aufgabenkoordination. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass sich Praktikanten auf dem schmalen Grad zwischen Forderung und Förderung nicht langweilen oder ausgebeutet fühlen. Enttäuschung und Frust können der Arbeitgebermarke dauerhaft schaden. Deswegen bleibt die Betreuung bei einem Praktikanten das A und O.

So können Unternehmen dem Praktikum seinen schlechten Ruf nehmen

Möchten Unternehmen Praktikanten einsetzen, müssen sie dem Praktikum seinen schlechten Ruf nehmen. Sie können den Studenten entgegenkommen, indem sie Praktikumsstellen mit Bachelor- oder Hausarbeiten verbinden oder flexible Praxistage einführen: Studenten, die in anderen Jobs Geld verdienen müssen, können während eines sogenannten „Flexikum“ (ein festgelegtes Stundenkonto für einen bestimmten Zeitrahmen) vereinbaren und auf diese Art ebenfalls ein Praktikum absolvieren.

Richtig verstanden und umgesetzt ist ein Praktikum für beide Seiten eine gute Sache: Der Praktikant gewinnt als Lernender und Beobachter Einblicke in die Berufspraxis. Das Unternehmen wendet wertvolle Zeit für die Betreuung im Betrieb auf – ein Faktor, der in Unternehmen oft mehr wiegt als Geld. Im Gegenzug können Teamleiter dafür aber Aufgaben sinnvoller und gemäß Fachwissen im Team verteilen. Gehen Unternehmen auf die Bedürfnisse der Praktikanten ein, haben sie gute Chancen, Pluspunkte für ihr Arbeitgeberimage zu erhalten.

Bewerbungen aufpolieren: Praxiserfahrung ist gefragt

Eine Studie belegt, dass vor dem Start des Mindestlohns nur rund 11 Prozent der befragten Praktikanten ein dreimonatiges Praktikum absolvierten, so ist dieser Anteil seit Januar 2015 auf 21 Prozent gestiegen und hat sich damit beinahe verdoppelt. Der Anteil der Praktika mit einer Laufzeit über sechs Monate verringerte sich von 23 Prozent auf 7 Prozent, so ein Bericht der FAZ.

Wer also über ein Praktikum den Berufseinstieg machen möchte, hat es heute nicht mehr so leicht. In vielen Branchen ist es üblich, für einen attraktiven Lebenslauf mehrere Praktika zu absolvieren. Die Optionen dafür werden rar, wie die Zahlen zeigen.

Olaf Kempin sieht in der Entwicklung keinen Grund zur Sorge. „Geht es darum, Berufseinsteiger einzustellen, kommt es neben dem fachlichen Know-How aus Studium und Ausbildung vor allem auf Motivation, Interesse und Praxiserfahrung an. Dabei ist es fast egal, ob ein Bewerber Praktika absolviert hat oder Erfahrungen bei einem Ehrenamt oder als Werkstudent gesammelt hat“, erklärt er.

Am einfachsten können Studenten ihren Berufseinstieg allerdings vorbereiten, indem sie bereits als Werkstudent entsprechende Erfahrungen sammeln. Praktika werden in Zukunft nicht mehr in dem Ausmaß wie früher als Referenzen dienen können. Deswegen sollten Studenten bereits im Studium darauf Wert legen, gezielt nach einem Job zu suchen, der sowohl das Einkommen aufbessert als auch der weiteren Berufsentwicklung dient.

Egal ob Praktikant oder Werkstudent: die Qualifikation bedingt das Gehalt

Grundsätzlich gilt die Faustregel: Je besser qualifiziert, desto anspruchsvoller können die Aufgaben sein und desto höher ist auch der Beitrag zum Unternehmenserfolg, der entsprechend vergütet werden muss. Benötigen Unternehmen Unterstützung bei konkreten Aufgaben, die sie auch regulär angestellten Mitarbeitern anbieten, ist ein Werkstudent besser geeignet als ein Praktikant. Wirtschaftliche Vorteile der beiden Möglichkeiten sollten nicht nur einfach miteinander verglichen werden, denn Faktoren wie frisches Wissen von der Uni, Motivation, Image und Nachwuchsförderung sowie die Unterstützung dessen, was wirklich im Team gebraucht wird, wiegen meist mehr als der reine Abgleich von Lohn oder Gehalt.

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