Bewerbung nach Studienabbruch – Tipps für Karrierealternative

Bewerbung nach Studienabbruch – Tipps für Karrierealternative

Deine Bewerbung nach dem Studienabbruch stellt dich vor eine Herausforderung? Kein Grund zu verzweifeln! Viele Unternehmen sind offen für Abbrecher. Wichtig ist nur, dass man in der Bewerbung seine Fähigkeiten, Motivation und Erfahrungen in den Vordergrund stellt.

Nach einem Studienabbruch kann die Jobsuche eine echte Herausforderung sein. Eine nicht beendete akademische Ausbildung erscheint vielen als das größte vorstellbare Desaster im Lebenslauf. Wie dann noch eine überzeugende Bewerbung zustande bringen?

Um solch eine Situation zu vermeiden studieren viele, trotz Zweifeln, weiter. Oft sind sie völlig lustlos und haben keine Vorstellung davon, wie es nach dem Abschluss weitergehen soll. Dabei kann das Festhalten am ungeliebten Studium fatal sein. Ein Studienabbruch ist an sich kein Zeichen von Versagen. Im besten Fall ist ein Abbruch der akademischen Ausbildung das Ergebnis einer intensiven Selbstreflektion.

Schaut man sich an, warum Studenten mit dem Gedanken an einen Abbruch spielen, sind die Argumente oft nachvollziehbar. In einer Umfrage von univativ sagen 41 Prozent der Studenten, die einen Abbruch in Erwägung ziehen, dass die Studieninhalte nicht ihren Erwartungen entsprechen. Wer erkannt hat, dass Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, braucht eine Alternative. Dann heißt es herauszufinden, welcher andere Karriereweg den eigenen Fähigkeiten und Neigungen besser entspricht.

27 Prozent der Befragten fehlte der Praxisbezug im Studium. Für sie ist eine praktische, berufsnahe Ausbildung vielleicht der bessere Weg. Und selbst Überforderung mit dem Lernstoff ist kein Grund, sich zu schämen. Je allgemeiner ein Studienfach organisiert ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich mit vielen Inhalten beschäftigen muss, die mit dem konkreten Berufswunsch im Grunde wenig zu tun haben.

Studienabbrecher haben gute Karrierechancen – manchmal eben mit Umwegen

Beispiele für erfolgreiche Studienabbrecher gibt es zur Genüge. Bill Gates oder Mark Zuckerberg schmissen das Studium, um ihrer Leidenschaft nachzugehen – und gründeten dabei Weltkonzerne. Doch soweit muss man gar nicht schauen, um Fälle zu finden, in denen der vorzeitige Abschied von der Uni gut gegangen ist.

Im Freundeskreis kennen sicher viele von uns jemanden, der während des Studiums in einen Job „gerutscht“ ist, ein Angebot für eine Festanstellung bekommen hat und die Abschlussarbeit dann doch nicht mehr geschrieben hat. Oder ein Kommilitone hatte keine Lust mehr auf graue Theorie, wollte lieber praktisch arbeiten und hat erfolgreich auf eine berufliche Ausbildung umgesattelt.

Dabei handelt es sich keinesfalls um Einzelfälle, die einfach Glück gehabt haben. Eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums hat gezeigt, dass die beruflichen Perspektiven für Studienabbrecher kaum schlechter sind als für Absolventen – wenn man alle Wege in den Job berücksichtigt. So hat ein Drittel der Abgänger ohne Abschluss nach sechs Monaten einen Job gefunden – 24 Prozent unbefristet und 9 Prozent befristet. Das ist zwar weniger als bei den Absolventen, von denen im Vergleichszeitraum bereits 53 Prozent in einem Unternehmen sind, dafür hat aber ein weiteres knappes Drittel (31 Prozent) der Abbrecher eine Berufsausbildung angefangen. 9 Prozent haben sich selbständig gemacht. Nur 8 Prozent sind ein halbes Jahr nach dem Uni-Aus arbeitslos – kaum mehr als ihre Kollegen mit Abschluss, von denen 6 Prozent arbeitssuchend sind.

Studienabbrecher müssen sich und ihre Fähigkeiten und Motivation besser präsentieren

Ein Studienabbruch ist also keine Schande. Wer mit dem Makel des Aufgebers auf Jobsuche geht, braucht gute Argumente, warum das Studium abgebrochen wurde.

Tobias Locker, CFO und Director HR beim Frankfurter Fintech-Unternehmen crossinx, beschreibt die Vorbehalte gegenüber Studienabbrechern: „Natürlich fragt man sich: Was bricht der Kandidat als nächstes ab und verfügt er über ausreichend Stressresistenz? Grundsätzlich erwarten wir, dass Studenten sich vor dem Studium informieren und das gewählte Fach auch durchziehen. Das zeigt, dass jemand Durchhaltevermögen besitzt und auch ein bisschen leidensfähig ist.“

Eine Bewerbung nach dem Studienabbruch muss dem also eine besonders hohe Motivation und eine klare Vorstellung der beruflichen Zukunft des Bewerbers entgegenhalten. Schließlich haben Unternehmen ein Interesse daran, Mitarbeiter langfristig zu rekrutieren.

Bewerber sollten ihren Wunsch-Arbeitgeber davon überzeugen, dass sie nicht am Studium gescheitert sind, sondern sich ganz bewusst für einen anderen Weg entschieden haben.

Dass Erfahrungen und Fähigkeiten entscheidend sind, betont auch Markus Dinslacken, HR Business Partner bei Boehringer Ingelheim. Für sein Unternehmen ist die Eignung für eine Aufgabe oder ein Projekt ausschlaggebend. Diese Eignung kann durch einen entsprechend Studienabschluss nachgewiesen werden, muss sie aber nicht. Abhängig von der jeweiligen Stelle achtet Boehringer Ingelheim mehr auf vorhandene fachliche Kompetenzen, aber auch auf Führungserfahrung und Soft Skills. „Unsere Bewerberinnen und Bewerber sollten sich insbesondere durch ein hohes Maß an Agilität, Flexibilität, Verantwortungsbewusstsein auszeichnen“, so Dinslacken. Eigenschaften, die seiner Meinung nach für die Arbeitswelt von morgen immer wichtiger werden.

Bewerbung nach Studienabbruch: Praxiserfahrung ist der Schlüssel zur Karriere

Auch crossinx hat gute Erfahrungen mit einem Mitarbeiter mit abgebrochenem Studium gemacht. Heute ist er im IT-Projektmanagement tätig. Das Qualifikationsprofil passte zur angestrebten Position: der Kandidat brachte eine hohe IT-Affinität mit. Studenten, die mit einem Abbruch liebäugeln, sollten sich allerdings bewusst machen, dass sie unter Umständen einen Umweg machen müssen, um an ihren Traumjob zu gelangen. Das gilt in besonderem Maße für Berufseinsteiger.

Locker erklärt: „Wer sich bei uns ohne Hochschulabschluss für eine Stelle bewirbt, die explizit für Akademiker ausgeschrieben ist, hat schlechte Karten. Aber wir sehen schon, dass Studienabbrecher durchaus nützliche Fähigkeiten mitbringen. Gegenüber Bewerbern ganz ohne Hochschulerfahrung sind sie im Vorteil. Hier gilt allerdings, dass Berufspraxis ausschlaggebend ist.“

Auch Markus Dinslacken rät Studenten, die über einen Abbruch nachdenken, lieber noch ein Praxissemester einzuschieben, bevor sie komplett den Stecker ziehen. Diese Zeit können sie nutzen, um ein Praktikum zu machen oder ins Ausland zu gehen. „Nicht selten hilft diese Erfahrung und der Abstand, sich danach neu zu orientieren oder sich für ein anderes Fach zu entscheiden“, sagt Dinslacken. Mit offenen Armen empfangen werden Studienabbrecher übrigens in vielen Ausbildungsberufen. Einige Handwerkskammern bieten spezielle Programme für diese Zielgruppe. Und auch die IHK Berlin umwirbt Abbrecher, die sich für eine Ausbildung begeistern können. Kurzum: Ein Studienabbruch ist definitiv nicht das Aus für die Karriere, wenn man sich vorher Gedanken über Alternativen macht.

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