Kellnern ist nichts für den Lebenslauf. Ein Nebenjob als Messe-Hostess ist vergeudete Zeit. Jobs, die auf den ersten Blick nicht zum Studienfach passen, provozieren oft kritisches Nachfragen. Doch völlig zu Unrecht, denn viele Nebenjobs verbessern die allgegenwärtigen Soft Skills.
IT-Studium: Ab zu Microsoft, IBM und Co?
Fachfremde Nebenjobs für Studenten tragen nichts zur Vita bei und bringen Absolventen in Vorstellungsgesprächen in Erklärungsnot. Das ist ein Klischee, das nicht totzukriegen ist. Absolventenforscher des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung DZHW warnen gar vor Nebenjobs, die über einen bestimmten Zeitraum hinausgehen. Ein Nebenjob, der keinen Bezug zum Studienfach hat, verbaue Studenten nach dem Abschluss ihre Chancen auf einen reibungslosen Einstieg in den Beruf, meint das HIS Hochschul-Informations-System. Mehr noch: Wer während des Studiums vermeintlich anspruchslose Tätigkeiten ausgeübt hat, dem werde oft mangelnder Ehrgeiz unterstellt. Wer nun also Informatik studiert, möge sich schon während des Studiums um einen Nebenjob bei einem möglichst prestigeträchtigen IT-Unternehmen bewerben. Den Absprung von der Aushilfe zum Young Professional gilt es spätestens kurz nach dem Uniabschluss zu schaffen – so die Absolventenforscher weiter. Aber ist es tatsächlich so? Wer nicht im Studium schon alle Weichen stellt, hat nach dem Abschluss das Nachsehen?
Fachfremde Nebenjobs für Studenten erweitern den Horizont
Natürlich hat ein fachbezogener Nebenjob viele Vorteile. Man sammelt erste Berufserfahrung, bekommt einen realistischen Eindruck vom späteren Arbeitsalltag und ebnet im besten Fall bereits den Weg für einen nahtlosen Übergang vom Studium in den Beruf – eigentlich eine Win-Win-Situation. Was aber, wenn der Stundenplan eine Werksstudentenstelle unmöglich macht oder das zeitaufwendige Praktikum die komplette Freizeit auffrisst? Ein fachfremder Nebenjob ist dann oft die einzige Option. Auch für einen Job in der Gastronomie oder im Einzelhandel gibt es schlagkräftige Argumente. Der Blick über den Tellerrand des eigenen Studienfaches erweitert den persönlichen Horizont und trainiert wichtige und häufig von Arbeitgebern eingeforderten Soft Skills, wie Kommunikation, Serviceorientierung und Teamgeist.
Stressresistenz und Kreativität sind gefragt
Wer schon einmal am Muttertag neun oder zehn Stunden ohne Pause ein schweres Tablett durch ein überfülltes Café navigiert hat, weiß, was Stress bedeutet. Und hat gelernt, dabei konsequent freundlich und aufmerksam zu bleiben und den Überblick nicht zu verlieren. Fordernde Situationen sind in der Gastronomie keine Seltenheit, schon kleine Fehltritte können den Job kosten. Wer Gäste und Arbeitgeber glücklich und zufrieden machen will und dann auch noch Spaß an seinem Job hat, hat bewiesen, dass er über wichtige Fähigkeiten verfügt. Kundenorientierung, Multitasking, Improvisationstalent, Aufmerksamkeit, Stressresistenz, Belastbarkeit und Teamfähigkeit sind nur einige der Eigenschaften, die man in der Gastronomie trainieren kann. Auch in einem klassischen Bürojob kommen diese Erfahrungen positiv zum Tragen. Wenn die Aufgaben sich auf dem Schreibtisch türmen, die Kollegin einen schlechten Tag hat oder der Kunde erwartet, dass akut eine Lösung aus dem Ärmel gezaubert wird, können vergleichbare Erfahrungen aus dem Nebenjob dabei helfen, die Situation mit der nötigen Ruhe und Übersicht zu meistern. Ähnliches gilt für Nebenjobs für Studenten im Einzelhandel oder in der Tourismusbranche. Auch Büroassistenzen sind ein geeignetes Umfeld zu lernen, sich zu organisieren und den Überblick zu behalten. Wer sich nicht zu schade ist, Kaffee zu kochen und die Post wegzubringen, zuverlässig ist und ihm übertragene Aufgaben erledigt, macht sich später in so ziemlich jedem Unternehmen beliebt. Es sind solche Jobs, in denen Kreativität, Einsatzbereitschaft und Engagement gefragt sind. Nur wer das ganze Paket mitbringt, hat am Ende auch Erfolg mit dem, was er tut.
Kommunikationsstarke und verhandlungserfahrene Absolventen
Nebenjobs für Studenten im nichtakademischen Umfeld, bietet oft auch deutlich mehr Raum sich auszuprobieren und an seinen Aufgaben zu wachsen. Um im Einzelhandel Kunden zu beraten, muss man ein Gespür für seine Kunden entwickeln. Tätigkeiten wie Promotion und Fundraising helfen wiederum dabei, im Umgang mit fremden Menschen souverän aufzutreten und Begeisterung für Themen und Produkte zu wecken – für eine Karriere im Vertrieb oder Marketing ideale Voraussetzungen. Der tägliche Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen schärft die Sinne und fördert besonders die Kommunikationsstärke. Je nach Branche muss auch Verhandlungsgeschick unter Beweis gestellt werden – eine wichtige Stellschraube für den späteren Berufsalltag, wenn es um das Aushandeln von Verträgen oder des eigenen Gehaltes geht. Entgegen der Klischees, wissen viele Personalverantwortliche um die Vorzüge, die fachfremde Nebenjobs für Studenten mit ihrem quasi interdisziplinären Ansatz mit sich bringen. Unternehmen beklagten sich nach der Bologna-Reform häufig über die Unerfahrenheit von Hochschulabsolventen. Ein Nebenjob – auch ohne Bezug zum Studium– führt oft dazu, dass Absolventen deutlich näher an der Praxis sind. Wer im Team gearbeitet hat, Kundenkontakt kennt und auch in stressigen Situationen den Überblick behält, kann sich auch im ersten Job nach der Uni deutlich besser behaupten.
Arbeitszeit und Gehalt sind oft entscheidend
Oft entscheiden Studenten aber unter viel weniger vorrausschauenden Aspekten, welcher Nebenjob für sie in Frage kommt. Hauptkriterien sind dabei Flexibilität, Arbeitszeit und das Gehalt. Wer einen straff durchgeplanten Stundenplan hat, kann oft nur abends oder am Wochenende arbeiten. Das sind klassische Arbeitszeiten für Gastronomie und Tourismusbranche. Außerdem lockt im Café das Trinkgeld. Nach getaner Arbeit gibt es noch einen Bonus bar auf die Hand. Neben Gehalt und Arbeitszeiten macht aber eben auch das Neue in vielen Fällen den Reiz eines solchen Jobs aus. Wer sich in der Uni mit Formeln, Programmiersprachen oder Bausätzen beschäftigt, genießt in seinem Nebenjob ohne Bezug zum Studium die Abwechslung. Ob Fahrgastzählung, Taxifahren, Kellnern oder Schuhe verkaufen, der Nebenjob bringt Abwechslung ins Studentenleben.
Wahl des Nebenjobs
Welcher Nebenjob der Richtige ist, hängt in vielen Fällen von der persönlichen Flexibilität – sowohl zeitlich, als auch finanziell ab. Wer vorrangig in den Abendstunden oder am Wochenende arbeiten möchte, wird es in der Regel schwer haben, einen fachbezogenen Nebenjob zu finden. In diesem Fall können die Semesterferien genutzt werden. In der vorlesungsfreien Zeit lässt sich ein temporärer Nebenjob mit fachlichem Bezug zum Studium leichter finden. Wer also im Vorstellungsgespräch nach dem Studium gefragt wird, warum er sich für einen vermeintlichen „Aushilfsjob“ und gegen eine studienfachbezogene Werkstudententätigkeit entschieden hat, kann gute Argumente hervorbringen. „Ich wollte bewusst einen Ausgleich zu meiner theorielastigen Ausbildung an der Uni schaffen. Mit Menschen arbeiten, improvisieren, Stress aushalten – denn das sind Dinge, die einem an der Uni niemand beibringt.“
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