Studienfinanzierung: Möglichkeiten und Tipps

Studienfinanzierung: Möglichkeiten und Tipps

Du hast einen Studienplatz ergattert und die WG-Suche ist auch bereits in vollem Gange. Bleibt noch die Frage: Wie finanziert man den Lebensunterhalt als Student(in) und was gilt es dabei zu beachten? Wir haben für Dich einige Tipps rund um Studentenjobs, Steuererklärung, Stipendien und Studienkredite zusammengestellt.


Kaum ist das Abi geschafft und das halbe Jahr Work & Travel vorbei, muss die erste Miete ausgelegt werden. Gut, wenn die Eltern dieses Loch erstmal stopfen. Eine von univativ durchgeführte Umfrage unter deutschen Studenten ergab: Zwei Drittel der Befragten sind in der glücklichen Lage, finanziell von den Eltern unterstützt zu werden. Für viele ist dies aber auf lange Sicht nur ein Teil des studentischen Finanzierungsmix. Wer für seine Studienfinanzierung Möglichkeiten sucht, findet viele Optionen. Damit man nicht jeden Cent umdrehen muss, macht es Sinn ein geregeltes Einkommen sicherzustellen – zum Beispiel mit einem klassischen Studentenjob. Kurzfristig eine Beschäftigung als Student zu bekommen, ist keine Herausforderung. Verschiedenste Angebote von der Verkaufshilfe im Fashion-Store bis zum Kellnerjob gibt es wie Sand am Meer. Allerdings sollte man sich vorher Gedanken darüber machen, welcher Studentenjob der richtige für einen selbst ist.

Studienfinanzierungs-Möglichkeiten: Wo finde ich schnell einen Job?

Der schnellste Weg zum Job ist es die aktuelle Nachfrage nach studentischen Mitarbeitern zu bedienen und gezielt nach Jobs zu suchen, die an Studenten vergeben werden. So erhöhst Du von Beginn an die Erfolgsquote Deiner Bewerbung. Studentenjobs in Deiner Stadt findest Du mittlerweile auf allen gängigen Online-Stellenportalen. Wirf auch am besten regelmäßig einen Blick auf das schwarze Brett in Deiner Uni oder sprich Deine Kommilitonen auf Tipps an – mit Vitamin B geht es meist etwas schneller. Besonders attraktiv im Hinblick auf den Verdienst sind übrigens Werkstudentenjobs. Hier verdienst Du nicht nur überdurchschnittlich gut, meist sind diese Stellen auch langfristig zu besetzen und bieten Dir gleichzeitig die Möglichkeit, studienrelevante Praxiserfahrung zu sammeln. Das macht sich auch im Lebenslauf hervorragend.

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Was ist beim Jobben neben dem Studium zu beachten?

Auch ein Student ist ein Arbeitnehmer wie jeder andere und muss sich nach den gesetzlichen Regelungen richten. Zu beachten sind hier insbesondere die geltenden Verdienstgrenzen und die Beschränkung der maximalen Arbeitszeit. Grundsätzlich darf letztere während des Semesters nicht mehr als 20 Stunden pro Woche betragen. Für die Semesterferien gibt es allerdings eine Ausnahme: Während der vorlesungsfreien Zeit gilt diese zeitliche Einschränkung nicht, so dass Du bei dieser Gelegenheit das Konto mit einem Semesterferienjob in Vollzeit effizient auffüllen kannst.

Wieviel darf ein Student verdienen?

Generell darfst Du natürlich so viel verdienen, wie Du möchtest. Allerdings macht es in vielen Fällen Sinn, unterhalb des steuerlichen Grundfreibetrages zu bleiben. Der aktuelle Steuerfreibetrag für Studenten (Stand 2017) beträgt 8.820 Euro im Jahr. Hier lohnt sich auch eine Einkommensteuererklärung, über die man eventuell gezahlte Lohnsteuer nachträglich erstattet bekommt. Wenn Du BAföG bekommst, gilt allerdings eine andere Einkommensgrenze für Dich: Jährlich darfst Du maximal 4.880 Euro dazuverdienen, da Dein Mehrverdienst sonst auf die BAföG-Bemessungsgrundlage angerechnet wird. Für das Kindergeld ist die Einkommenshöhe aus dem Nebenjob unerheblich, sofern der Verdienst 8.820 Euro nicht überschreitet und die Wochenarbeitszeit maximal 20 Stunden beträgt. Ein Nebenjob hat unter Umständen auch Auswirkungen auf Deine Krankenversicherung, Steuerabgaben und sonstige Sozialversicherungen. Bist Du bei der Familienversicherung Deiner Eltern krankenversichert, darfst Du monatlich die Grenze von 425 Euro (Stand 2017) nicht überschreiten – anderenfalls musst Du Dich selbst krankenversichern. Das gilt allerdings nicht für sozialversicherungsfreie Minijobs auf 450-Euro-Basis.

Die Wahl der Steuerklasse für Studenten

Sobald Dein Jahreseinkommen den oben genannten Grundfreibetrag von 8.820 Euro pro Jahr (Stand 2017) übersteigt, musst Du Lohnsteuer abführen. Diese kann zwischen 14 und 45 Prozent des Jahreseinkommens betragen und ist von der Höhe des Einkommens, aber auch von der Steuerklasse abhängig. Grundsätzlich gibt es keine spezielle Steuerklasse für Studenten und Du kannst Dir auch nicht einfach eine Steuerklasse aussuchen. Im Gegenteil, das zuständige Finanzamt stuft Dich automatisch in die passende Steuerklasse ein. In den meisten Fällen wird das die Klasse 1 bis 5 sein. Für die Einordnung ist unter anderem Dein Familienstand entscheidend. Du kannst die Steuerklasse unter bestimmten Voraussetzungen zwar per Antrag beim zuständigen Finanzamt wechseln, allerdings ist dies nur einmal im Jahr (Frist: 30. November) möglich. Im Regelfall erfolgt die Einordnung in die Steuerklassen für Studenten nach diesen Kriterien: Als alleinstehender Student ohne Kinder wirst Du in die Lohnsteuerklasse 1 eingestuft. Hast Du mehrere Nebenjobs auf einmal, werden alle weiteren Jobs nach der ungünstigeren Steuerklasse 6 besteuert. Für diesen Fall solltest Du den Job mit dem höchsten Einkommen nach Steuerklasse 1 besteuern lassen, also mit den geringsten Abgaben. Alle weiteren Jobs fallen dann in die „teure” Steuerklasse 6. Bist Du alleinerziehend, ist die Steuerklasse 2 die richtige Wahl, die einen speziellen Entlastungsbetrag für Alleinerziehende vorsieht. Wenn Du bereits verheiratet bist, wird es etwas komplizierter. Dann hast Du mit den Steuerklassen 3, 4 und 5 gleich drei Möglichkeiten zur Auswahl: Die Steuerklassen 3 und 5 sind sinnvoll, wenn Du und Dein Partner unterschiedlich viel verdienen – dabei sollte immer der Besserverdienende in die günstigere Steuerklasse 3 wechseln, während sich der mit dem kleineren Gehalt in Steuerklasse 5 einordnet. Steuerklasse 4 bietet sich an, wenn beide Partner gleich viel verdienen. Das gilt natürlich auch für Paare mit eingetragener Lebenspartnerschaft. Generell ist es empfehlenswert, konkrete Fragen rund um das Thema Steuerklasse immer direkt mit dem zuständigen Finanzamt zu klären, da dieses auch Deine persönlichen Voraussetzungen bemessen kann. Unabhängig davon, welcher Steuerklasse Du als Student zugeordnet bist, ist es übrigens auf jeden Fall sinnvoll eine Steuererklärung als Student abzugeben. Mit Hilfe des sogenannten Verlustvortrags kannst Du die Ausgaben für Dein Studiums als Verluste ansammeln. Diese lassen sich dann bei Deinem ersten Job verrechnen. So kann man mit überschaubarem Aufwand vierstellige Beträge sparen!

Studienfinanzierung durch BAföG

Ungefähr 44% der Absolventen (2016) starten verschuldet ins Berufsleben. Entstanden sind die Schulden meist durch BAföG oder Studienkredite. Auch wenn die Rückzahlung des bezogenen BAföGs gesetzlich bei 10.000 Euro gedeckelt ist, ist alleine schon das für einen Berufseinsteiger eine erhebliche finanzielle Last, die er fristgerecht ausgleichen muss. BAföG ist eine von drei Haupteinnahmequellen von Studenten. Bei einer Umfrage gaben insgesamt 35 Prozent der Studenten an, BAföG zu beziehen. 22 Prozent bestritten davon sogar ihren Lebensunterhalt während des Studiums. Studienkredite nahmen lediglich zehn Prozent der Befragten auf. Von Stipendien profitierten nur neun Prozent.

Welcher Studienkredit ist sinnvoll?

Du kannst neben der Uni nicht jobben und das BAföG ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Dann kann ein Studienkredit über finanzielle Durststrecken helfen oder das Budget ergänzen. Das Angebot spezieller Finanzdienstleistungen für Bildungsmaßnahmen ist heute sehr umfassend. Man sollte sich über die Finanzierungskonditionen sehr genau beraten lassen und am besten mehrere Angebote vergleichen. Achten sollte man dabei nicht nur auf den Zinssatz, sondern auch auf die Details zu den bestehenden Auswahlkriterien für die Bewilligung und bei der Kreditabwicklung selbst. Oft sind mit dem Vertrag diverse Vorgaben verbunden, wie z.B. eine Höchststudienzeit und die Länge der Karenzphase bis zur Rückzahlung. Diese sollte man vorab unbedingt klären und überlegen, ob sie zu seiner Situation passen. Anbieter reichen dabei von staatlichen Förderprogrammen (KfW Studienkredit) über Großbanken (Deutsche Bank, Deutsche Kreditbank) hin zu spezialisierten Kreditvermittlern wie Future Finance. Viele Banken haben mittlerweile ihre Produktpalette entsprechend ergänzt. Sie bieten neben dem KfW Studienkredit auch hochschulspezifische Darlehen oder günstige Finanzierungskonditionen für Berufseinsteiger.

Das berühmte Quäntchen Glück: Stipendien für Studenten

Ein Versuch kann nicht schaden: Stipendien sind zwar recht aufwändig zu ergattern, jedoch auch die attraktivste Form der Studienfinanzierung aus Sicht von Studenten – erhalten sie doch die finanzielle Unterstützung quasi geschenkt. Wichtig ist es, für sich passende Stipendienprogramme zu finden und die Voraussetzungen genau zu prüfen. Das Klischee, dass nur Spitzenleistungen gefördert werden, ist dabei nicht mehr zeitgemäß. Mittlerweile gibt es tausende Angebote, die längst nicht mehr nur anhand der Studienleistungen vergeben werden. Das Social-Startup myStipendium, das Studenten mit Förderern zusammenbringt, listet etwa 2.300 Stipendien für jede Zielgruppe. „Grundsätzlich kann jeder von einem Stipendium profitieren, unabhängig davon, ob Schüler oder Student, ob im Abitur, im Bachelor, im Master oder in der Abschlussphase”, sagt Dr. Mira Maier, Gründerin von MyStipendium. Die Plattform informiert nicht nur über bestehende Angebote, sondern kann anhand von Daten zur persönlichen Situation auch die Chancen auf Erfolg bewerten. Maßgeblich dafür ist oft nicht die Studienleistung: „Manche Stiftungen fördern Kandidaten, die im selben Ort geboren sind wie der Stifter”, betont Dr. Maier. Wem selbst das zu fordernd ist, der kann sich auch um ein Gute-Laune-Stipendium, eins für Orientierungslose sowie ein Schwächenstipendium bewerben, welches vergeben wird an Kandidaten, die zu ihren Schwächen stehen. Diese Förderprogramme hat MyStipendium selbst ins Leben gerufen. Dass die Anforderungen für manche Stipendien nicht so wahnsinnig hoch sind, bedeutet aber nicht, dass man nichts dafür tun muss. Wichtig ist es, Bewerbungsfristen einzuhalten. Viele Stiftungen entscheiden nur einmal im Jahr, wen sie fördern. Wer sich darum bemühen will, sollte mindestens sechs Monate vor dem Stichtag aktiv werden. Benötigt werden auf jeden Fall ein Anschreiben plus Lebenslauf, erklärt Dr. Maier. Ob man auch gleich zu Beginn des Bewerbungsprozesses ein Gutachten vorlegen muss, hängt von der jeweiligen Stiftung ab. Daher ist ein genauer Blick auf die Vorgaben Pflicht. Das Anschreiben selbst muss sitzen und auf die jeweilige Stiftung zugeschnitten sein. Mit Standardtexten kommt man in der Regel nicht weit. Außerdem sollte man sich mit den Werten der Stiftung auseinandersetzen, um im Bewerbungsgespräch mit der richtigen Tonlage zu punkten.

Eltern tragen einen Großteil der Studienfinanzierung

Aber nicht nur die Einnahmequellen an sich haben sich verändert. Auch die jeweilige Bedeutung hat sich verschoben. Für fast jeden zweiten Studenten hat das Geld der Eltern den größten Anteil an der Studienfinanzierung. Ein deutlich geringerer Teil der Befragten hat einen Nebenjob, mit dem sie ihr Studium finanzieren. Der Trend geht also klar in eine Richtung: Studentenjobs und staatliche Unterstützung spielen bei der Finanzierung der akademischen Ausbildung eine immer kleinere Rolle. Das Studium belastet heute deutlich stärker den Geldbeutel der Eltern. Die sind sich bewusst, dass ihr Geld in der Ausbildung ihrer Kinder gut angelegt ist. Aber nicht jede Familie besitzt die finanziellen Mittel, um dem Nachwuchs das Studium bezahlen zu können. Bildung sollte keinesfalls ausschließlich vom Portemonnaie der Eltern abhängen. Zumal vorhandene Finanzierungsmöglichkeiten längst nicht ausgeschöpft werden. Die Nutzung von Stipendien und Bildungskrediten liegt aktuell nur im einstelligen Prozentbereich.